vom Nebelhorn zum Rubihorn

Dieses Jahr bin ich endlich mal auf das Rubihorn gekommen. Seit ca. 11 Jahren wohnen Freunde in Oberstdorf und nach jedem Besuch denke ich bei mir, aber nächstes mal – da klappt’s.

Leider war die Urlaubszeit mit der Familie wie immer zu kurz bemessen, aber einen halben Tag zur freien Verfügung konnte ich abzwacken. Das Wetter war perfekt gemeldet. Also morgens um 9:00 Uhr zur Bahn und erst mal angestanden. Um kurz vor 10:00 stand ich dann auf dem Grat Richtung Rubihorn. Erstmal die Ausrüstung gecheckt – ist ja keine Kletter- sondern eher eine Wandertour. Also Fotoapparat an den Hüftgurt und los. Erst gehts mal steil bergab. Da dieser Weg nicht gewartet wird, waren auch keine Schilder vorhanden. Der Weg zum Gaisfußhorn ist beschrieben, führt aber nicht über den Grat, sondern eine Etage tiefer entlang der Flanke.

Ich ging also so vor mich hin und dachte – ob das wohl richtig ist… Als ich mich nach einiger Zeit Richtung Nebelhorn umsah war der Point of no return längst überschritten. Der Pfad führt mal hoch mal runter immer weiter dem Gaisfuß entgegen. Kurz vor dem Joch, wo der Pfad vom Nebelhorn und vom oberen Gaisalpsee sich treffen, beginnt man plötzlich zu klettern. Nicht schwer und nicht weit aber total überraschend.

So plötzlich wie der Pfad zur Kletterpartie wurde steht man auch wieder auf einer Wiese. Der Gaisfuß. Noch einige Meter bergauf und man hat die Hälfte der Strecke zum Rubihorn auch schon geschafft. Hin und wieder fotografierend zog ich weiter. Bisher war nichts wirklich abschreckendes auf der Strecke gewesen. Ich machte mir dennoch die ganze Zeit etwas Gedanken über den weiteren Streckenverlauf.

Dafür hatte ich natürlich auch einen Grund. NATÜRLICH bin ich vor der Tour ins Haus der Berge marschiert um mich nach dem Zustand des Weges zu erkundigen. Von da wurde ich ins Oberstdorfhaus geschickt – dort kann man mir alles genau erklären. Der Mitarbeiter der Fremdenverkehrsbüros machte große Augen. Der wird doch gar nicht mehr gewartet. Ui – ja da ist eine Leiter und ein loses Stück Seil. Aber in welchem Zustand… *achselzucken*. Na wenn sie den Weg überhaupt noch finden… Naja hab mir dann Bilder von der Tour angeguckt und ein 5m Seil mitgenommen.

Der Aufstieg zum Gaisalphorn ist dann schon wieder etwas anstrengender und schmaler. Der Gipfel wurde schon mit einer Gruppe Soldaten und ca. 10.000.000 fliegender Ameisen bevölkert. Von hier hat man einen tollen Blick über den bisherigen und den folgenden Wegverlauf. Etwas abseits der Ameisen habe ich dann meine Brotzeit gemacht. Zwischen hier und dem Rubihorn liegt das „dramatische“ Stück welches nicht mehr gewartet wird. Die Menschenmassen die vom unteren Gaisalpsee zum Rubihon pilgerten, waren auch gut zu sehen. Alle gingen zum Rubihorn – keiner hierher… Naja, im Notfall hätte ich halt mein 5m Seil geopfert. Also weiter. Die Klettersteigstelle war auch schnell erreicht.

Das Seil hätte ich mir sparen können. Die Leiter ist in einwandfreien Zustand (und hält bestimmt noch 10 Jahre) das lose Seil ist insgesamt 2m lang… es ginge also auch ohne Seil. Aber auch das übersteht die nächsten 10 Jahre noch ohne Wartung.

Erleichtert und fotografierend ging ich weiter dem letzten Anstieg entgegen. Deutlich schneller als erwartet stand ich plötzlich oben. 11:50Uhr das 11-Jahres-Ziel war erreicht. Natürlich waren am Gipfel mit dem Kreuz nur noch Stehplätze frei. Ich ging weiter zum eigentlichen Gipfel – kein Mensch weit und breit. Aber weitere 10.000.000 Ameisen die sich Flug-bereit machten. Ich hockte mich also irgendwo dazwischen. Machte eine größere Pause und stieg dann ab zum unteren Gaisalpsee. Ab hier ists dann ja auch nur noch ein Spazierweg zur Gaisalpe. Hier hatte ich mich mit dem Rest der Familie verabredet. Es war 14:10Uhr und geplant war 15:00Uhr. Die Wartezeit habe ich dann bei Erbsensuppe und Radler verbracht.

Gesamtstrecke: 8138 m
Gesamtanstieg: 465 m